In der Stadt Melgar, etwa 100km von Bogotá entfernt im Zentrum Kolumbiens, missbrauchten US-Soldaten und Söldner in den Jahren 2003-2007 mindestens 53 Mädchen,berichtete die Tageszeitung El Espectador am Donnerstag.
Meine Artikel dazu in der jungenWelt und bei amerika21
Die Täter filmten den sexuellen Missbrauch und verkauften die Aufnahmen als pornografisches Material. Doch laut einem im letzten Monat veröffentlichen 800-Seitigen Bericht einer unabhängigen historischen Kommission, sind die Taten kein Einzelfall. „Es gibt sehr viele Informationen über den sexuellen Missbrauch durch Soldaten und dank den bilateralen Abkommen und der diplomatischen Immunität von US-Offiziellen herrscht komplette Straflosigkeit.“, erhebt Professor Renán Vega schwere Vorwürfe. Die Taten verurteilt er als „sexuellen Imperialismus“.
Ein weiterer im Bericht skizzierter Fall erhielt jahrelang Aufmerksamkeit in den kolumbianischen Medien. Der US-Sergeant Michael J. Coen und der amerikanische Söldner Cesar Ruiz vergewaltigten 2007 in ihrer Militärbasis ein 12jähriges Mädchen, dass sie laut der kolumbianischen Polizei vorher unter Drogen gesetzt hatten. Doch aufgrund ihrer Immunität konnten die Behörden die beiden Täter nicht belangen, bevor diese aus dem Land flohen. Von Seiten der US-Justiz wurde der Fall nie verfolgt.
Die exemplarischen Fälle unterstreichen, dass die USA im kolumbianischen Bürgerkrieg nicht als externe Kraft gesehen werden kann. Für Professor Renán Vega sind die US-Regierungen der letzten 70 Jahre „direkt verantwortlich für die Verlängerung des bewaffneten Konfliktes in Kolumbien“. Kurz nachdem sich Kolumbien vom über 10 Jahre andauernden Bürgerkrieg in den Jahren 1948-1958 erholte, beteiligten sich CIA Kommandos im Zuge des Kampfes gegen den globalen Kommunismus direkt am ideologischen Unterbau und der praktischen Konsolidierung paramilitärischer Gruppierungen. In den selben Jahren bombardierten US-Hubschrauber autonome Bauernenklaven, aus deren Überbleibseln Jahre später die FARC entstehen sollte. Die militanten Tendenzen der Aufstandsbekämpfung in Kolumbien erneuerten und vermischten sich in diesen Jahren mit den geopolitischen US-Interessen im kalten Krieg.
Im Zuge des „Plan Colombia“ erreichten die militärischen Hilfen ihren Höhepunkt, von 2000 bis 2012 flossen über 8 Milliarden US Dollar nach Kolumbien. Auch die beschuldigten Soldaten und Söldner waren im Rahmen dieses Programmes im Land. Unter dem Vorwand ihres „War on Drugs“ finanzierte die US-Regierung den Kriegskurs des rechten Hardliners Alvaro Uribe. Während beide Staaten ihre Politik durch das erfolgreiche Zurückdrängen der FARC-Rebellen als Erfolg werteten, wurde das Land mit einer Welle des Staatsterrorismus und Massakern paramilitärischer Gruppierungen überzogen – alles unter Hilfestellung, mit finanzieller Unterstützung oder dem Mitwissen der USA. Bis heute gehen die Militärhilfen weiter, 2014 wurden dem kolumbianischen Staat 117 Millionen US-Dollar zugesichert.
Während sich der Deckmantel vom Kampf gegen den internationalen Kommunismus, zum „War on Drugs“, bis zur Terroristenbekämpfung immer wieder wandelte, blieben die Grundzüge der Politik gleich. Bis heute geht es der USA darum, die ökonomischen Interessen von US-Großunternehmen zu verteidigen und ihre geopolitischen Interessen zu wahren, mit verheerenden Menschenrechtsverletzungen als direkte Folge. „Während einem Großteil des 20ten Jahrhunderts hat sich eine strategische Allianz zwischen den kolumbianischen Eliten, dem kolumbianischen Staat und den USA gebildet, von der beide Seiten gleichermassen profitieren, aber die der Mehrheit in unserem Landes schadet“, fasst es Professor Renán Verga zusammen. Die Aufklärung und strafrechtliche Verfolgung der Verbrechen, sowie eine Auseinandersetzung mit der zukünftigen Rolle der USA muss eine zentrale Rolle in Kolumbiens Suche nach Frieden spielen.
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